Geschichte

Die Geschichte der Passionsspiele in Oberammergau ist unmittelbar mit der Pest und der Zeit des Dreißigjährigen Krieges verbunden. Als die Pest zahlreichen Einwohnern von Oberammergau das Leben kostete, gelobten einige Bürger von Oberammergau im Jahre 1633, alle zehn Jahre die Passionsspiele aufzuführen, so sollte das Leiden und somit die Pest den Ort schnell verlassen. Der Überlieferung nach forderte die Pest in Oberammergau nach dem Gelöbnis keine neuen Opfer mehr. 1634 begannen die Oberammergauer Bürger, ihr Gelöbnis einzulösen. Seitdem führen die Oberammergauer alle zehn Jahre „Die Passionsspiele“ auf.

Die Oberammergauer Passionsspiele erfuhren in 1674 eine Erweiterung um Teile des Weilheimer Passionsspiels von Johann Älbl (1615). Der Benediktiner Ferdinand Rosner aus dem Kloster Ettal schrieb in Reimen die „Passio nova“ im Stil des Barocktheaters. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die ursprüngliche Bühne, bestehend aus einem einfachen Holzgerüst, mit Kulissen und Bühnentechnik ausgerüstet. Die Passionsspiele Oberammergau wurden damit Maßstab für andere Passionsspielorte.
Mit dem Aufführungsverbot in 1770, verhängt vom Geistlichen Rat des Kurfürsten Maximilian III. Joseph, wurden die Passionsspiele Oberammergau unterbrochen. Nach dem Tod des Kurfürsten in 1777, konnten die Oberammergauer Passionsspiele mit neuem Text wieder stattfinden.

Allerdings wurden die Passionsspiele in 1801 erneut durch Maximilian von Monteglas verboten. Sie fanden 1810 nicht statt. Und wieder war es ein Benediktiner-Pater aus dem Kloster Ettal, der die Änderung des Textes für das Passionsspiel verfasste. Othmar Weis, der Pater, brachte das Passionsspiel 1811 mit dem Titel „Das große Opfer auf Golgatha oder die Geschichte des Leidens und Sterbens Jesu“ heraus. So konnte die Aufführung wieder stattfinden. Trotzdem nahm in 1815 Johann Nikolais Unhoch eine wesentliche Neugestaltung vor. Als hauptamtlicher Spielleiter der Passionsspiele in Oberammergau wurde Daisenberger eingesetzt. Er führte seit 1845 das Pfarramt in Oberammergau aus. Er übernahm die Überarbeitung und Ergänzung der Texte von Othmar Weis. Durch seine Passionsspiele wurde Oberammergau international berühmt.

Nach den Plänen von Carl Lautenschläger wurde 1890 eine neue Bühne erstellt.

Die Folgen des ersten Weltkrieges ließen die Aufführungen im 32. Spieljahr nicht zu. In 1922, also 2 Jahre Später, besuchten die Aufführungen im 32. Spieljahr 420.000 Zuschauer. Das moderne Regietheater mit der Neuinszenierung von Georg Johann Langs hatte Erfolg. Georg Johann Lang und sein Bruder Raimund Lang, erstellten für das Passionsjahr 1930 eine neue Freiluftbühne. 1934 hatte Adolf Hitler die Passionsspiele Oberammergau befürwortet.

Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg

Intellektuelle Kräfte haben mittels einer Petition die Oberammergauer Passionsspiele wegen Antisemitismus von Juden verurteilt. Die deutschen Schriftsteller, wie Günter Grass und Heinrich Böll haben dies heftig kritisiert. Auseinandersetzungen um die Passionsspiele Oberammergau lebten in den späten 60er Jahren durch die Katholische Kirche erneut auf. Sie forderten eine Neuinszenierung. Darin soll die Erklärung des zweiten Vatikanischen Konzils festgehalten sein, dass die Juden für Jesus Tod nicht verantwortlich sind. Nachdem diese Forderung nicht erfüllt wurde, verweigerte der Vatikan für die Spiele 1970 seine Zustimmung.

Die Oberammergauer haben darauf reagiert. Sie luden jüdische Organisationen zum Dialog ein und an den Änderungen der Texte mitzuwirken. Der Streit um den Text war damit nicht beendet und das vor dem 38. Spieljahr in 1980. Unklar war, welcher Text herangezogen werden soll. Letztendlich entschied ein Bürgerentscheid zugunsten von Weis/Daisenberger.

1986 der Holzbildhauer und derzeitigen Intendanten des Münchner Volkstheaters Christian Stückl (geb. 1961) zum jüngsten Spielleiter in der Geschichte der Passionsspiele gewählt.

Am 22. Februar 1990 gab eine Gerichtsentscheidung den Oberammergauer Frauen die volle Gleichberechtigung bei der Mitwirkung an den Passionsspielen. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof kam zur Auffassung, dass bei den Spielen 1990 verheirateten und vor dem 1. Mai 1955 geborenen Frauen das Wahlrecht zum Passionsspielkomitee und das Mitwirkungsrecht am Spiel nicht wegen ihres Familienstandes oder ihres Alters verweigert werden dürfe.

 

Chronologie der Passionsspiele

1633: Pest und das Pestgelübde

1634: Erste Aufführung der Passionsspiele auf dem Friedhof neben der Kirche.

1680: Übergang zur Aufführung in den Zehnerjahren.

1690: Die älteste erhaltene Gemeinderechnung belegt Ausgaben für das Passionsspiel in Oberammergau.

1720: Textbearbeitung durch den Ettaler P. Karl Bader. Einteilung des Passionsspiels in Akte und Szenen.

1730: Einführung allegorischer Figuren und erstmals „Lebende Bilder“.

1750: „Passio Nova“ des Benediktiners. P. Ferdinand Rosner aus Ettal.

1770: Generalverbot für Passionsspiele in Bayern.

1780: Nach Textänderung durch P. Magnus Knipfelberger erhält Oberammergau ein Privileg und darf drei 

          Aufführungen gestalten.

1790: Erstmals Verkauf von Karten sowie Hinweis in der Presse.

1810: Keine Aufführung. Ein Schreiben des Ministers Montgelas´ vom 11.09.1801 hat das Privileg für

          erloschen erklärt.

1811: Erlaubnis am 03.03.1811 nach Vorlage eines neuen Textes in einer auf Realismus bedachten, den

          Versöhnungsgedanken betonenden Prosafassung von dem Ettaler P. Dr. Othmare Weis.

          Die Musik komponierte Rochus Dedler.

1830: Erstes Passionsspiel in Oberammergau welches nicht mehr auf dem Friedhof stattgefunden hat.

1850 und 1860: Textanpassung durch Joseph Alois Daisenberger.

1900: Bau der Zuschauerhalle

1934: 300 jähriges Jubiläum der Passionsspiele in Oberammergau.

1990: Christian Stückl wird erstmals Spielleiter. Gerichtsentscheidung, dass Oberammergauer Frauen

          gleichberechtigt bei der Mitwirkung der Passionsspiele sind.

 

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